2. Fachsymposium war ein Erfolg

2. Fachsymposium : Nicht beachtete Kinder sind die Patienten von morgen

„Nicht beachtete Kinder sind die Patienten von morgen“

Kinder und Jugendliche von schwer erkrankten Eltern leiden mit: „Eine Familie
wird unter einer Krebserkrankung dysfunktional“, so Prof. Gernot Lorenz aus dem Vorstand des
Vereins Sonnenstrahlen in der Akademie der Kreiskliniken Reutlingen im Rahmen des 2. Fachsymposiums. Denn: “ Nicht beachtete Kinder sind die Patienten von morgen“. Unabdingbar sei genau deshalb Prävention notwendig – damit Kinder nicht krank werden.

Förderverein und Akademie: Aus der Praxis für die Praxis


Der Einladung der Akademie und des Vereins sind rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefolgt. Sie waren vor allem Mitarbeiterinnen aus Schulen, Kindertageseinrichtungen, der Schulsozialarbeit, von Kirchen oder Jugendarbeit. Sozialminister Manne Lucha verdeutlichte in einer Videobotschaft, wie wichtig die Arbeit mit den Kindern in Familien mit schwer erkrankten Eltern ist.


Bei einem Markt der Möglichkeiten präsentierten sich an diesem Fachsymposiums-Tag in der Akademie Kooperationspartner des Vereins wie Frühchen e.V., Wirbelwind, der Kinderschutzbund, das Hospiz Veronika, die AOK und die Ambulante Krebsberatungsstelle und der Ambulante Hospizdienst.

„Die Kraft der Ehrlichkeit“

Bei zwei Fachvorträgen hoben die Referentinnen „die Kraft der Ehrlichkeit im Krankheits- und
Sterbeprozess“ hervor, wie Sabine Rachl als palliative Musiktherapeutin betonte. „Kinder spüren,
wenn Erwachsene nicht authentisch sind und sie schützen wollen“, so Rachl. „Eine ehrliche Sicht-
weise ist aber dringend erforderlich.“


Wichtig sei, Kinder und ihre Selbstwirksamkeit zu stärken, forderte Mechthild Schroeter-Rupieper.
„Weil die Großen Angst haben, offen und ehrlich zu sein, machen sie Kindern Probleme“, so die Pionierin der Familientrauerarbeit im deutschsprachigen Raum.
Das zweite Symposium dieser Art fußte auf dem ersten, „wenn Eltern krank werden, müssen Kinder
frühzeitig wahrgenommen und aufgefangen werden“, sagte der Vereinsvorsitzende Thomas Reumann – und forderte damit deutlich zu mehr Prävention in dem Bereich auf. Aber: Wie gehen Kinder mit der Erkrankung von Mutter oder Vater um?


„Die Krankheit ist für sie oft schwer auszuhalten“, berichtete Elvira Reumann als Ergo- und Reittherapeutin im Verein Sonnenstrahlen. Trauer, Angst vor einer möglichen Trennung der Eltern, vor dem Tod des oder der Kranken – in solcher „emotionalen Achterbahnfahrt sind Kinder auch wütend, das gehört dazu“, betonte Elvira Reumann. Die Therapeutinnen des Vereins – neben Reumann sind das Elisabeth Steyer, Angelika Weckmann, Gabriele Hasler und eine Musiktherapeutin – bieten unterschiedliche Wege, um mit dieser Angst, der Trauer und der Wut umgehen zu können. Das kann über Kunst wie das Malen von Bildern geschehen, über Musik, über Pferde oder über Bewegung. „Es gibt viele Wege, diese Emotionen zu
verbalisieren“, so Lorenz.

Auffangen und stärken


Wie aber gehen Schulen, Kindergärten, andere Einrichtungen mit einem Kind um, wenn ein Elternteil gestorben ist? Heidrun Schmid-Salzer sagte als ehemalige Leiterin der Pfullinger Uhlandschule: „Wir haben versucht, eine gute Schulgemeinschaft zu bilden, die Kinder im Trauerfall auffangen und stärken.“ Wenn das nicht ausreichte, habe sich die Schule auch Hilfe von außen geholt.


Zuzana Nitsch-Rohac erlebt als Schulsozialpädagogin immer wieder solche Trauerfälle. Dabei seien die betroffenen Kinder zumeist sicherer als das Schulpersonal. „Kinder vertrauen sich mit ihren Gefühlen den Erwachsenen an, die das aushalten können.“


Rita Leonhard vom Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst berichtete von ihrer alltäglichen Arbeit, „wir versuchen in den Familien Freiräume für Kinder und Eltern zu schaffen“. Gernot Lorenz sagte abschließend: „Wenn ein Kind stabilisiert wird, wirkt sich das auf das ganze Familiensystem aus – und tröstet auch den betroffenen Kranken.“ Frühzeitige Hilfe für betroffene Kinder „verhindert eine krankhafte Art der Trauerbewältigung


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